Feedback. Das Wort allein kann für viele Menschen ein mulmiges Gefühl auslösen. Nicht, weil Feedback grundsätzlich schlecht ist, sondern weil es oft auf die Vergangenheit fokussiert ist und Kritik beinhaltet. Vergangene Fehler und Mängel werden hervorgehoben, analysiert und ausführlich besprochen.
Doch wie wäre es, den Spieß umzudrehen und stattdessen die Zukunft in den Blick zu nehmen? Willkommen bei Feedforward – der Ansatz, der dir hilft, dein Team auf eine positive und lösungsorientierte Weise weiterzuentwickeln.
Klassisches Feedback wird seit jeher als unverzichtbares Tool im Führungsalltag betrachtet. Es ermöglicht es, Verhalten oder Leistung aus der Vergangenheit zu reflektieren und daraus Verbesserungspotenziale abzuleiten. Das berühmte 360-Grad-Feedback, bei dem Kollegen, Vorgesetzte und Untergebene ihr Feedback zu einer Person geben, ist ein bekanntes Beispiel. Es kann wertvolle Einblicke bieten, indem es eine breite Perspektive auf das Verhalten einer Person eröffnet.
Doch Feedback hat seine Tücken. Da es stark vergangenheits-orientiert ist, kann es schnell defensives Verhalten hervorrufen. Mitarbeiter fühlen sich in der Kritik, auch wenn die Rückmeldung konstruktiv gemeint ist. Das Gespräch kann von negativen Emotionen dominiert werden, weil es den Fokus zu sehr auf Fehler legt. Dies kann zu Frustration führen, anstatt zu positiver Veränderung.
Klassisches Szenario: „Ich schätze deine Arbeit sehr. Aber in der letzten Präsentation warst du nicht überzeugend genug. Du hast zu wenig vorbereitet, und das hat sich auf die Ergebnisse ausgewirkt. Das nächste Mal solltest du dich besser vorbereiten.“
Das klingt zwar gut gemeint, aber das Hervorheben von Fehlern und das „Rückschauen“ erzeugt oft Widerstand. Führungskräfte müssen daher ein feines Gespür entwickeln, wie sie Feedback konstruktiv und motivierend gestalten können. Hier hilft unter Umständen die Sandwich-Methode, bei der Kritik von zwei positiven Aussagen eingerahmt wird, um die Botschaft angenehmer zu vermitteln.
Doch muss Feedback immer auf die Vergangenheit schauen? Gibt es nicht einen besseren Weg, um positive Veränderungen herbeizuführen?
Im Gegensatz zu Feedback ist Feedforward eine durch und durch zukunftsorientierte Methode. Es wurde entwickelt, um die Probleme zu umgehen, die Feedback häufig mit sich bringt. Anstatt auf Fehler in der Vergangenheit zu fokussieren, richtet Feedforward den Blick ausschließlich auf die Zukunft. Es geht darum, positive Vorschläge zu machen, die einer Person helfen, sich weiterzuentwickeln und in der Zukunft erfolgreicher zu handeln.
Ein Feedforward-Beispiel könnte so klingen: „Für deine nächste Präsentation könntest du vielleicht mehr Struktur einbauen. Es wäre großartig, wenn du deine Kernbotschaften noch prägnanter herausarbeitest – das wird sicher überzeugen!“
Merkst du den Unterschied? Statt auf das „Was lief falsch?“ wird die Frage „Was kannst du in der Zukunft besser machen?“ gestellt. Dieser Ansatz ist nicht nur motivierender, sondern fördert auch ein konstruktives und lösungsorientiertes Denken. Es entsteht eine positive Dynamik, die statt Fehlern die Möglichkeiten und das Potenzial in den Vordergrund stellt.
Feedforward basiert auf der Überzeugung, dass Menschen leichter wachsen und sich weiterentwickeln, wenn sie nicht auf ihre Fehler reduziert werden. Während Feedback retrospektiv ist und oft auf Fehleranalyse setzt, betont Feedforward die Zukunftsorientierung und das Potenzial. Dieser Ansatz schafft ein Umfeld, in dem Menschen ermutigt werden, auf Erfolg hinzuarbeiten, anstatt sich von vergangenem Versagen einschüchtern zu lassen.
Ein zentraler Punkt bei Feedforward ist, dass es die Energie der Beteiligten auf konstruktive Weise lenkt. Die Ressourcen werden nicht damit verbraucht, Vergangenes zu analysieren und zu rechtfertigen, sondern komplett darauf konzentriert, wie man zukünftig erfolgreicher sein kann. Dies reduziert den psychologischen Druck und fördert eine kreative und lösungsorientierte Einstellung.
Feedforward bietet viele Vorteile:
Zukunftsorientierung: Während Feedback oft den Blick zurückwirft, richtet Feedforward den Fokus klar auf zukünftige Möglichkeiten und Potenziale. Diese Ausrichtung motiviert Teams und fördert eine positive Haltung.
Motivierender Ansatz: Da Feedforward keine alten Fehler anspricht, fällt die typische Abwehrhaltung weg. Stattdessen werden Chancen betont, was zu einer offeneren und konstruktiveren Kommunikation führt.
Kein Rechtfertigungszwang: Feedforward ermöglicht es, Erwartungen an die Zukunft zu formulieren, ohne dass sich jemand gezwungen fühlt, vergangenes Verhalten zu rechtfertigen oder zu erklären. Dies fördert eine entspanntere und lösungsorientierte Atmosphäre.
Konfliktprävention: Feedforward ist besonders effektiv in der Konfliktprävention, da es klare Verhaltens- und Arbeitserwartungen formuliert, bevor es zu Missverständnissen oder Problemen kommt. Es hilft, eine positive Grundstimmung zu schaffen, in der sich die Zusammenarbeit optimal entwickeln kann.
Effiziente Nutzung von Ressourcen: Da keine Energie auf das Aufarbeiten vergangener Fehler verschwendet wird, konzentrieren sich die Beteiligten vollständig auf das, was sie in Zukunft tun können, um erfolgreich zu sein.
Feedforward eignet sich für alle Situationen, in denen die Gestaltung der Zukunft im Mittelpunkt steht. Es kann besonders in der Teamentwicklung und bei der Übernahme neuer Rollen hilfreich sein, wenn klare Erwartungen an das zukünftige Verhalten formuliert werden müssen. Außerdem eignet es sich hervorragend, um Missverständnisse und Konflikte präventiv zu vermeiden, indem man proaktiv darüber spricht, wie die Zusammenarbeit besser gestaltet werden kann.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Feedforward nicht in Situationen angewendet werden sollte, in denen tiefgreifende, eskalierte Konflikte bereits bestehen. In diesen Fällen kann es notwendig sein, vergangene Probleme aufzuarbeiten, bevor man den Blick auf die Zukunft richtet.
Als Führungskraft liegt es in deiner Verantwortung, dein Team zu inspirieren, zu motivieren und nach vorne zu bringen. Feedback hat seinen Platz, doch oft ist es zu stark auf die Vergangenheit fokussiert. Mit Feedforward hast du ein kraftvolles Werkzeug in der Hand, um eine positive, zukunftsorientierte Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Feedforward hilft dir, klare Erwartungen für die Zukunft zu formulieren, ohne in der Fehleranalyse der Vergangenheit stecken zu bleiben. Es fördert Motivation, Vertrauen und Kreativität – all das, was du brauchst, um dein Team zum Erfolg zu führen. Indem du den Blick nach vorn richtest, kannst du die Weichen für nachhaltigen Erfolg stellen.
Mein Lesetipp: Auf der Webseite von Marschall Goldsmith finden sich 11 Gründe, um FeedForward im Team auszuprobieren.